
Separiertes und sicheres Queren für Alle (SQUADA)
Aktuell herrscht in Deutschland in Fachkreisen ein Richtungsstreit beim Thema „Geschütze Kreuzung“. Gemeint sind Kreuzungen, bei denen der Radverkehr baulich getrennt („geschützt“ vom Kfz-Verkehr) im Seitenraum über und um den Knotenpunkt geführt wird. Bekannt geworden ist diese Führungsform aus Beispielen in den Niederlanden, die jetzt auch in anderen Ländern (z. B. Vereinigtes Königreich, USA) aufgegriffen wurde.
Die Einen halten diese Führung mit abgesetzten Radverkehrsfurten für gefährlich und weisen auf die guten Erfahrungen mit fahrbahnnahen Führungen hin. Die Anderen sehen in sogenannten geschützten Kreuzungen eine Chance, die Attraktivität von Radverkehrsanlagen auch für unsichere Menschen deutlich zu steigern. Von zu Fuß Gehenden wird die Befürchtung geäußert, dass neue Konflikte mit dem Radverkehr entstehen könnten.
Da Kreuzungen, in denen diese Entwurfsphilosophie konsequent umgesetzt wurde, in Deutschland bislang nicht existieren, soll ein Pilotversuch gestartet werden, der praktische Erfahrungen unter den Verkehrsverhältnissen in Deutschland ermöglichen soll. Die Wissenschaftsstadt Darmstadt hat die Radverkehrsförderung in einer Radverkehrsstrategie als politisches Ziel formuliert und dabei auch die geschützte Kreuzung als Möglichkeit aufgenommen. Darmstadt mit seinen etwa 45.000 Studierenden, einer großenteils radverkehrsgünstigen Topografie und einem hohen Anteil von Personen, die regelmäßig das Rad nutzen, eignet sich sehr gut für einen solchen Versuch.
Um den Befürchtungen und der Kritik aus unterschiedlichen Richtungen praktische Erfahrungen entgegensetzen zu können, soll im Zuge des Projekts eine Kreuzung zweier Hauptverkehrsstraßen in der Innenstadt von Darmstadt mit Busverkehr auf eigenen Fahrstreifen in Mittellage und Radrouten in mehreren Richtungen umgebaut werden. Es wird die Übertragbarkeit des Entwurfsprinzips auf die deutschen Verkehrsverhältnisse getestet und dabei auch eine Optimierung des Gesamtkonzepts im Sinne eines Design for all geprüft.
Ursprünglich war geplant, zwei verschiedene Entwürfe durch temporäre Elemente und Markierungen als Verkehrsversuch zu erproben und über mehrere Monate zu evaluieren. Grundlage für die Evaluation sollten Verkehrsbeobachtungen, Befragungen und die Ergebnisse von Verkehrsflusssimulationen sein. Eine Diskussion der Entwürfe und der Untersuchungsergebnisse mit Expert:innen dienen einer breiten Absicherung der Erkenntnisse. Ziel der neuen Radverkehrsführung ist es, dem Radverkehr eine verbesserte Führung an Knotenpunkten anzubieten, die möglichst objektive Sicherheit und subjektives Sicherheitsempfinden in Einklang bringt. Vor allem schwerwiegende Unfälle zwischen rechtsabbiegendem Kfz-Verkehr und geradeausfahrendem Radverkehr sollen so vermieden werden. Die anderen Verkehrsteilnehmenden, insbesondere der Fußverkehr, aber auch die Beschleunigung des ÖPNV, sollen im Idealfall von den Lösungen ebenfalls profitieren.
Warum ruht das Projekt?
Im Rahmen des Projekts wurden die vorgesehenen Voruntersuchungen (Erhebungen der Verkehrsmengen, Verkehrsbeobachtungen, Befragungen) durchgeführt und auch eine Reihe von Varianten der Radverkehrsführung diskutiert. Es zeigte sich, dass die vorgesehene Führung des Radverkehrs im Seitenraum nicht von allen Beteiligten akzeptiert wurde. Da die Kreuzung bislang nicht umgebaut wurde, konnten auch die Nachher-Untersuchungen bislang nicht durchgeführt werden.
Das Projekt wurde jedoch nicht aufgegeben, sondern zunächst zurückgestellt, um andere Möglichkeiten der Umsetzung zu eruieren. Da sich zwischenzeitlich auch politische Veränderungen durch die Wahl eines neuen Oberbürgermeisters in Darmstadt ergeben haben, gibt es neue Impulse (Stand Frühjahr 2025).
Kontakt
Projektinfo kompakt
Fördermittelgeber
- Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV)
Ansprechpartner
Laufzeit
- 12/2020-11/2023 (derzeit ruhend)